WIE MILLENNIALS DIE ARBEITSWELT VERÄNDERN

eine Frau gestikuliert und spricht mit fünf jungen Menschen

WIE MILLENNIALS DIE ARBEITSWELT VERÄNDERN

Schätzungen zufolge besitzen Millennials – auch bekannt als „Generation Y“ – ab dem Jahr 2020 mehr als ein Drittel der Arbeitsplätze der Welt. Diese Gruppe, die in einer zunehmend digitalen, globalen Gesellschaft aufwuchs, interpretiert jedoch die Arbeitswelt anders als frühere Generationen. Ihre Herangehensweise an die Arbeit wirkt sich nicht nur auf ihre Entscheidungen aus, sondern auch darauf, wie Arbeitgeber die klügsten Köpfe aus der ganzen Welt ansprechen.

Der Begriff „Millennials“ bezieht sich oft auf die Generation, die im Zeitraum der frühen 80er bis frühen 2000er geboren wurde. Für diese Generation sind weltweite Verbindungen über Social Media sowie Praktikumsplätze im Ausland und günstige Flüge die Norm. Diese Erfahrungen führen dazu, dass eine beachtliche Anzahl an jungen Menschen diese Erlebnisse zu einem festen Bestandteil des Lebens machen. In einem Bericht wird festgestellt, dass sich 60 % der 18-bis 35-Jährigen im vergangenen Jahr nach einem Umzug ins Ausland erkundigte. Darüber hinaus stieg die Zahl der Expats von 154 Millionen im Jahr 1990 auf jetzt 232 Millionen an.

Warum haben denn so viele Berufseinsteiger und junge Berufstätige Fernweh? Es gibt ja vielfältige Gründe und der Praktizismus ist ein guter Anfangspunkt. Viele 18- bis 35-Jährige haben deutlich weniger Kaufkraft als ihre Eltern: Ein Haus ohne finanzielle Unterstützung zu kaufen gilt für viele als nicht mehr als ein Traum. Die Erwartung, dass jede Generation mehr als die vorherige Generation verdient, erwies sich für die Generation Y als unwahr. Heutzutage verdienen Berufstätige durchschnittlich 9.000 Euro weniger als die vorherige Generation in ihren Zwanzigern. Vor diesem Hintergrund versteht man, warum ein Umzug ins Ausland für beispielsweise junge Berufstätige in Großstädte, wo die Mietpreise ständig steigen, attraktiv sein könnte. Die Politik spielt auch eine Rolle: Ben Tyrell von MoveHub erklärte, dass mehr Amerikaner ins Ausland nach der umstrittenen (2016 amerikanische) Präsidentschaftswahl ziehen wollen. „Politische Ungewissheit scheint die Bürger in wichtigen US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Florida und Texas erschüttert zu haben“.

Mann und Baby schauen am Boden liegend in ein Buch
Die neuen Väter sind zunehmend aktiv im frühen Leben ihres Babys

Da steckt jedoch mehr dahinter. Ein wichtiger Impuls für viele Millennials ist die Tatsache, dass eine „Karriere“ etwas völlig anders für sie bedeutet als für Menschen, die erst vor 30 Jahren in die Arbeit gingen. Vorbei sind die Zeiten, in denen man bei einer Firma für sein gesamtes Arbeitsleben bleibt, auf Beförderungen zielt und nur innerhalb des Unternehmens aufsteigt. Interviews der ManpowerGroup mit mehr als 19.000 Millennials zufolge ist das Gegenteil wahr. Für nur 13 % der Befragten ist das Übernehmen einer Führungsrolle ihr wichtigstes Karriereziel. Im Vergleich dazu war die Priorität für 33 % „mit tollen Menschen zusammenarbeiten“. Dies ist sogar mehr als „viel Geld verdienen“ (27 %). In dieser zunehmend vernetzten Welt meiden junge Berufstätige traditionelle Ziele zugunsten Unternehmen, die andere Vorteile wie flexible Arbeitszeiten, Projekte mit Spitzentechnologien und die Möglichkeit, verschiedene Firmenbereiche auszuprobieren, anbieten. Unternehmen, die ihre Arbeitsprozesse anpassen und eine flache Hierarchie anbieten können, damit mehr Mitarbeiter in unternehmensweite Entscheidungen involviert sind, werden von potenziellen Mitarbeitern positiver betrachtet.

Die Überlegungen der Generation Y gehen über das reine Büro-Leben hinaus, da sie sich auch eine gute Work-Life-Balance sichern wollen. Nicht zuletzt wegen der Digitalisierung der Welt können viele qualifizierte Arbeitnehmer ihren Beruf auf der ganzen Welt ausüben. Dies führt dazu, dass sie sich auf Aspekte von Stellenangeboten wie beispielsweise Reisemöglichkeiten und Zeit für Familie und Sport konzentrieren. Das Gehalt und die Aufstiegsmöglichkeiten sind nicht mehr das A und O. Das klingt noch zutreffender, wenn wir die sich verändernde Rolle des Vaters in der heutigen Gesellschaft betrachten.  63 % der Väter, die in einem globalen Bericht interviewt wurden, ergab, dass sie ihren Job aufgegeben hatten oder dies in Betracht ziehen würden, damit sie sich um die Betreuung ihres Babys kümmern könnten. Diese Generation ist keine „ich zuerst“-Generation, sondern eine „wir zuerst“-Generation. Beide Partner treffen Entscheidungen zum Wohle ihrer Beziehung und ihrer Familien und unterstützen sich gegenseitig in ihren Karrieren.

Zusätzliche Vorteile von einem Umzug ins Ausland sind die Möglichkeiten, eine neue Sprache zu lernen und einen Einblick ins Leben einer neueren Stadt oder eines anderen Landes zu bekommen, und die Begierde der Generation Y nach dem Expat-Leben ist ungebrochen. Das Erasmus-Programm läuft nach wie vor erfolgreich – nach Schätzungen der EU wurde seit 1987 rund eine Million „Erasmus-Babys“ geboren – und laut einer globalen Studie der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 2015 ist fast jeder Vierte der 15- bis 29-Jährigen für einen Anstieg der Zuwanderungsquote. Im Vergleich dazu ist nur 17 % der über 55-Jährigen dafür. Auslandsaufenthalte, Sprachschulen und Austauschprogramme sind für zahlreiche junge Menschen eher die Norm als die Ausnahme, was zu einer größeren kulturellen Offenheit führt und sich auf die Entscheidungen auswirkt, die sie für den Rest ihres Lebens treffen.

Burnley für Berlin oder Peterborough für Paris tauschen: Die Möglichkeiten und Unterstützungssysteme sind vorhanden und Millennials nutzen ihre Chance. Ob die zunehmende Opposition gegen die Einwanderung, wie die Brexit-Abstimmung und die jüngsten Wahlen in Europa und in den USA zeigen, die Situation verändern wird, ist eine offene Frage. Im Moment scheint es jedoch so, als ob die Expat-Tendenz dauerhaft ist.

Quellen:

“Millennials im Karriere-Marathon”, Manpower Group

“After Gen X, what should the next generation be?” Horovitz, Bruce

“The ‘No Nation’ Generation – Global Moving Trends”, Gilligan, Patrick

“How many expats are there?”, TES Team

“Stagnation generation? The case for renewing the intergenerational contract”, Gardiner, Laura

“Why More and More Millennials are Choosing to Become Expats”, Vargas, Nikki

“Increasing number of fathers want access to paternity leave, new research suggests”, Young, Sarah

“EU: Erasmus gives Europe opportunity, love and babies”, Deutsche Welle

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